GESELLSCHAFT DER MUSIKFREUNDE COBURG E.V.
Franz Schubert
Triosatz Es-Dur D 897 „Notturno“
Johann Sebastian Bach
Inventionen BWV 772 - 786 (Auswahl)
Maurice Ravel
Sonate für Violine und Violoncello (1922)
Franz Schubert
Trio Es-Dur D 929
Montag, 9. November 2015, 20 Uhr, Kongresshaus Rosengarten
Lockenhaus Reprise
Pekka Kuusisto, Violine
Nicolas Altstaedt, Violoncello
Alexander Lonquich, Klavier
Über Alexander Lonquich gibt es in Coburg wohl nur beste Erinnerungen. Seit etlichen Jahren Ehrenmitglied der Musikfreunde, brillierte er bei deren 100-jährigem Jubiläumskonzert als Dirigent und Klaviersolist eines Mozartabends mit dem Philharmonischen Orchester des Landestheaters. Die letzte beeindruckende Visitenkarte seines großen Könnens gab er bei uns im Juni 2014 als Duopartner der Geigerin Carolin Widmann mit Werken von Mozart, Schubert und Schumann ab. - Vor mehr als 20 Jahren wirkte er erstmals bei Gidon Kremers Kammermusikfest im burgenländischen Lockenhaus mit. Seitdem der deutsch/französische Cellist Nicolas Altstaedt die Leitung dieses Festivals übernommen hat, intensivierte sich die Zusammenarbeit der beiden Künstler als Duo, zu dem sich diesmal als Dritter noch der famose, weltweit (und in Lockenhaus) präsente finnische Geiger Pekka Kuusisto gesellt. Mit ihm zusammen kommen wir auch in den Genuss der selten zu hörenden Besetzung Geige/Cello. Wir werden drei Meister ihres Instrumentes, aber auch drei Meister des kammermusikalischen Miteinanders erleben.
www.nicolasaltstaedt.com
www.harrisonparrott.com
www.cadenza-concert.at
Mit freundlicher Unterstützung der Niederfüllbacher Stiftung
Meisterkonzerte im Kongresshaus Rosengarten
Eintritt 28 €
Eintritt frei für Mitglieder, Schüler und Studenten
Neue Presse vom 11. November 2015
Begnadete Klangkunst
Vor der "Gesellschaft der Musikfreunde" beweisen Alexander Lonquich, Nicolas Altstaedt und Pekka Kuusisto ihre Klasse. Das Coburger Publikum feiert sie begeistert.
Von Bernd Schellhorn
Schon solange es die Menschheit gibt, sucht sie in der Kunst nicht das Archaische, Besitzergreifende, sondern die intellektuelle und betörende Schönheit. Das heischende Frivole weicht dem Eros, die Komposition normt das Chaos und die Zeit verlässt den Raum, wenn sich diese Schönheit naht. Sie bewegt sich so grazil und doch natürlich auf ihren Betrachter zu, dass ihm der Atem stockt und er wie gebannt erscheint, denn er will - um Gottes willen - diese Schönheit nicht verstören, im Gegenteil will er sie, solange es geht, um sich wissen.
Im Kongresshaus ist mit den ersten Klängen aus Schuberts Triosatz Es-Dur D 897 diese Schönheit zu hören. Mysteriös spannt sich eine Zärtlichkeit aus dem Pianissimo, lebt auf und wird zur stillen Verführung. Violine und Cello säuseln, aus dem Flügel singt sich ein silbernes Glockenspiel, wird zur sinnlichen Melodie, färbt sich in allen Farben des Schattens und behält dabei eine dunkelsüße Reife. Die kuschelt sich bei den Zuhörern ein und gibt denen ein unerklärliches Gefühl der hellwachen Behaglichkeit.
Visionäre Virtuosen
So klingt Schubert aus Meisterhand. Die Gesellschaft der Musikfreunde Coburg e.V. hat, wie es das Programm ankündigt, große Künstler verpflichtet. Der Pianist Alexander Lonquich hat bereits sieben gefeierte Konzerte in Coburg gegeben und ist Ehrenmitglied der Musikfreunde. In höchster Reife zeigt seine Interpretation begnadete Musikalität und demutsvolle Klangschönheit zugleich.
Nicolas Altstaedt am Cello transformiert Virtuosität in Eleganz und lässt sein Instrument bis in die Mezzo-Register aufstrahlen. Und ein Visionär der Klänge ist der finnische Violinist Pekka Kuusisto, der bei der Ravel-Zugabe wirklich einen Altflötenklang con Sordino aus den Saiten zaubert.
Vorher spielen die beiden Streicher bei einer Auswahl von Bach-Inventionen mit der im Barock üblichen Stimmung. Das können wirklich nur die ganz Großen, denn da gehen die Finger haarscharf neue Wege auf dem Griffbrett: Die großen Terzen erklingen einen Hauch höher und die kleinen Terzen werden etwas "gequetscht", obendrein gibt es, wie damals üblich, spontan eingefügte Verzierungen. Den versteckt in die Werke einkomponierten Rhythmus der höfischen Tänze überträgt Pekka Kuusisto über die Galanterie seiner Bewegungen.
Auf Bach folgt äußerst schlüssig Maurice Ravels Sonate für Violine und Cello (1922). Wo der Barock-Meister alle Motivik in einer kontrapunktischen Zweistimmigkeit verwendet, konstruiert Ravel Patterns (das sind rhythmische oder mehrstimmige Bausteine) und baut daraus vier Sätze. Vor allem im zweiten Satz entstehen unglaubliche Effekte aus Cello und Violine, die eher an einen elektronischen Klangerzeuger erinnern als an ein Streichinstrument. Die Interpretation des Werkes ist spektakulär: intensiv, voller Unerhörtem und in passendem Neonröhren- und Stroboskop-Licht wirbt sie um Aufmerksamkeit.
Aber dann kehrt wieder die überirdische Ruhe des Franz Schubert zurück, die so oft mit Todesahnung beschrieben wird. Nein, im Schaffensprozess denkt keiner an den Tod, sondern an das Werk und Tun. Das Trio Es-Dur für Klavier, Violine und Violoncello D 929 ist ein Meisterwerk, leuchtend und klar. Es singt sich im parlando aus allen Instrumenten sowie aus allen Registern und bleibt eine melancholische Verlockung vom ersten Ton an.
Schubert wirft mit all seinem kompositorischen Reichtum nur so um sich, seine Einfälle sind begnadet. Die drei Ausnahme-Musiker interpretieren die Kantilenen in himmlischer Innigkeit und zelebrieren die dramatischen Motive in furiosem Aufbruch. Aus vier Sätzen formen sie eine Einheit in betörender Schönheit und stellen das Werk in die ihm gebührende Zeitlosigkeit. Welch ein Erlebnis. Beglückt gibt ein jeder, der dabei war, langen Beifall und ruft Bravo.
Coburger Tageblatt vom 11. November 2015
Coburg bejubelt musikalisches Weltklasse-Niveau
Der Pianist Alexander Lonquich hat der Coburger "Gesellschaft der Musikfreunde" schon viele unvergessliche Abende im Kongresshaus beschert. Sein Gastspiel mit dem Geiger Pekka Kuusisto und dem Cellisten Nicolas Altstaedt aber geriet regelrecht zur Sternstunde. Das lag nicht nur an einem ungewöhnlichen Programm von Bach bis Ravel.
von Gerhard Deutschmann
Schubert-Trios am Anfang und Ende, dazwischen Bach und Ravel für Violine und Violoncello - an stilistischer und instrumentaler Abwechslung herrschte kein Mangel beim Auftritt von Alexander Lonquich, Pekka Kuusisto und Nicolas Altstaedt im gut besuchten Coburger Kongresshaus.
Schuberts "Notturno" zum Auftakt
Ihre Visitenkarte gaben die drei Künstler gleich zu Beginn mit dem Triosatz Es-Dur "Notturno" von Franz Schubert ab. Beseelte Piano-Kultur der beiden Streicher Pekka Kuusisto und Nicolas Altstaedt korrespondierte aufs beste mit den durchsichtigen Umspielungen des Pianisten Alexander Lonquich. Im Mittelteil der anfangs verträumten Komposition zeigten sie aber auch dramatische Forte-Ausbrüche im straff punktierten Rhythmus.
Die je 15 zwei- und dreistimmigen Inventionen von Johann Sebastian Bach sind ursprünglich für Tasteninstrumente konzipiert. Reizvoll war es deshalb, eine Auswahl der zweistimmigen nunmehr in einem ganz anderen Klanggewand, nämlich für Violine und Cello zu hören, wo die kompositorische Substanz fast noch besser als im Original zur Geltung kam. Zwischen der ersten in C-Dur bis zur letzten in h-Moll hatten Pekka Kuusisto und Nicolas Altstaedt sechs weitere ausgesucht, die sie locker und spielerisch, mit schlankem Ton und fast ohne Vibrato darboten. So virtuos, wie sie zum Beispiel die F-Dur-Invention darboten, wird man es auf dem Klavier kaum zustande bringen.
Auf die gleichen beiden Interpreten wartete noch eine weitere diffizile Aufgabe in Form der Sonate für Violine und Violoncello von Maurice Ravel. In ihrer bewundernswürdigen Wiedergabe dieses anspruchsvollen Werks zeigten sie in höchstem Maße spieltechnische Überlegenheit und gestalterische Vielfalt von zarten, ätherischen Klängen über expressive Melodik bis zu harten, martialischen Pizzikato-Schlägen bei stets tadellosem Zusammenspiel und Aufeinanderhören.
Gipfelwerk der Trioliteratur
Nach der Pause erlebte man als Höhepunkt des Konzerts die bewegende Wiedergabe eines Gipfelwerks der Trio-Literatur, Franz Schuberts Klaviertrio Es-Dur. Hier führt die "himmlische Länge" der dreiviertelstündigen Komposition nicht zur Langeweile, wenn sie so vergeistigt und gleichzeitig musikantisch dargeboten wird.
Das tieftraurige Thema des zweiten Satzes, welches auch im letzten Satz immer wieder anklingt, wurde in unvergesslich rührender Weise intoniert, aber auch das frisch musizierte kanonische Scherzo mit seinem akzentuierten Trio und das bis auf die Reminiszenzen musizierfreudige Finale wurden grandios wiedergegeben, wobei die gestochenen Läufe des Pianisten immer wieder beeindruckten.
Kein Wunder, dass nach dieser meisterhaften Wiedergabe starker, anhaltender Beifall einsetzte, für den sich die Künstler mit dem versonnenen 3. Satz aus dem Trio von Maurice Ravel bedankten.