GESELLSCHAFT DER MUSIKFREUNDE COBURG E.V.
Montag, 11.04.2016, 20 Uhr
Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe
Piano Spezial in der HUK
Monica Gutman, Klavier
Monica Gutman begeisterte das Coburger Publikum erstmals im April 2007 mit einem Soloabend in der HUK. Die Rezensionen titelten damals wie folgt: „Ungehemmte Virtuosität und sensible Gestaltung“ (CT vom 25.04.2007) sowie „Berauschender Klavierabend“ (NP vom 25.04.2007). Im Februar 2011 folgte dann ein Auftritt im Duo mit dem Cellisten Lázlo Fenyö im Kongresshaus Rosengarten, den der Rezensent Bernd Schellhorn (NP vom 15.02.2011) so beschreibt: „Ihr Spiel gibt jeder klanglichen Nuance des Partners Raum, ist dynamisch nie überbordend und erstrebt stets die ausgefeilt wohlklingende Ausgewogenheit, die sich…in aller Demut und Reife der interpretierten Werke würdig erweist und diese als zeitlose und überirdische Schönheit zelebriert.“ – Diesmal bringt die Pianistin unseren Beethoven Zyklus um zwei wichtige Stücke voran, die „Pathétique“ des jungen Komponisten und die E-Dur Sonate aus seinen letztem Lebensjahrzehnt.
Mit freundlicher Unterstützung der HUK-Coburg
Ludwig van Beethoven
Grande Sonate Pathétique c-Moll op.13
Sonate E-Dur op. 109
Felix Mendelssohn Bartholdy
Lieder ohne Worte op. 19,1 op. 53,2 &3
Rondo capriccioso op.14
Erwin Schulhoff
5 Études de Jazz (1927)
Piano Spezial in der HUK
Eintritt 28 €
Eintritt frei für Mitglieder, Schüler und Studenten
Neue Presse vom vom 13. April 2015
Spannende Fusion von Jazz und Klassik
Monica Gutman glänzt bei den Coburger Musikfreunden nicht nur mit Beethoven. Sie würdigt auch den zu unrecht vergessenen Komponisten Erwin Schulhoff.
Von Dr. Peter Müller
Das Musikfreundekonzert mit der Pianistin Monica Gutman war am Montagabend ein wahrer Publikumsmagnet. Ob die vielen Besucher wegen der Künstlerin kamen, die in Coburg bereits gut bekannt ist; ob es die "Pathétique" von Ludwig van Beethoven war, die seit 80 Jahren nicht mehr bei der Gesellschaft zu hören war, oder ob es die Mischung aus Klassik, Romantik und Moderne war; was auch immer der Grund für den Publikumszuspruch war, die zahlreichen Besucher des HUK-Foyers kamen alle auf ihre Kosten.
Nicht die "Grande Sonate Pathétique c-moll op. 13 Nr. 8" von Beethoven war es, mit der Monica Gutman überzeugte. Sie hatte das bekannte und gewichtige Werk extra für das Konzert in Coburg neu einstudiert, aber sowohl im gewaltigen ersten Satz "Grave - Allegro di molto e con brio" wie im aufjauchzend fröhlichen Finale des "Rondo Allegro" fehlte der große runde Bogen angesichts der technischen Bedachtsamkeit. Herrlich verträumt, mit intensivem Spiel und konzentriertem emotionalen Ausdruck präsentierte Monica Gutman hingegen das andächtige, weihevolle "Adagio cantabile".
Mit erfrischender Leichtigkeit zeigte die Pianistin darauf ihre warme Feinfühligkeit, ihr melodisches Fingerspitzengefühl und das flink perlende Spiel, das sie auszeichnet und den Hörer in ihren Bann zieht in den unterschiedlich temperierten "Liedern ohne Worte" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Hinter einem perlenden Schleier erhebt sich im "Andante con moto op. 19, 1 E-Dur" eine ausdrucksstarke Stimme, voller innerer Bewegtheit und einer Melodie des Glücks. Tänzerisch akzentuiert und taktvoll drehend schwebt das "Allegro non tropo op. 53, 2 Es-Dur" sehr innig vorüber. Und sehr bestimmt geht das "Presto agitato op. 53, 3 g-Moll" seinen dramatischen Weg voran. Das "Rondo capriccioso op. 14" vereint liebevoll zaghafte Annäherung im drehenden Tanz mit dem Tirilieren und hellen Triumphieren der Natur in virtuosen Eskapaden der Klavierkunst.
Mit besonderem Interesse hat sich die renommierte Künstlerin "musikalischen Ausgrabungen" und kaum gespielten Klavierwerken gewidmet. So bemühte sie sich, die Musik Johanna Senfters im Rhein-Main-Gebiet bekannter zu machen. Und auch hoffnungsfrohen Komponisten wie dem deutschböhmischen Erwin Schulhoff (1894-1942), der ein Opfer des Rassismus der Nazis wurde und im KZ starb, verhilft Monica Gutman zu spätem Erfolg. Mit seinen "5 Études de Jazz" von 1926 brachte sie den frischen Wind der zwanziger und dreißiger Jahre, der mit dem tanzbaren Swing der Bigbands aus den USA nach Europa kam, auch in den Konzertsaal der Musikfreunde.
Spätestens seit Erroll Garner bemüht sich der Jazz um eine eigene Verbindung mit der klassischen Musik. Mit halsbrecherischer Virtuosität werden Werke von Prokofjew, Debussy oder Ravel in freier Improvisation gewürdigt. Schulhof ging vor über hundert Jahren den umgekehrten Weg und integrierte den Jazz in klassische Variationen. Wie spannend diese klassische Verschmelzung zweier Stilrichtungen sein kann, bewies Monica Gutman mit seiner Suite, die die modernen Tänze Charleston, Blues, Chanson, Tango emotional gehaltvoll über die neuen Rhythmen hinaus bis zu einer "Toccata sur le shimmy 'Kitten on the Keys' de Zez Confrey" treibt.
Wunderbar fließend und dynamisch, höchst bewegt zwischen wilden und empfindsamen Szenen und mit einem romantischen Schlusssatz schlichter Einfachheit beendete die Pianistin das Konzert mit der späten "Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109" von Ludwig van Beethoven - ganz "gesangvoll, mit innigster Empfindung", die sie ohne Zugabe nachwirken ließ.