
GESELLSCHAFT DER MUSIKFREUNDE COBURG E.V.

Franz Liszt / Franz Schubert
Litanei auf das Fest Aller Seelen (1840)
Franz Liszt / Robert Schumann
Widmung
Franz Liszt / Wolfgang Amadeus Mozart
Réminiscenses a Don Juan (1842)
Franz Liszt
Sonate h- Moll (1849-53)

Montag, 5. April 2019, 19:30 Uhr, Foyer der HUK-COBURG, Willi-Hussong-Str. 2, Bertelsdorfer Höhe
Piano Spezial in der HUK
mit freundlicher Unterstützung der HUK-COBURG
Lisztomania
Ziyu Liu, Klavier
Im November 2016 präsentierte unser Ehrenmitglied Ewa Kupiec ihre Piano Class der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover im Pfarrzentrum St. Augustin. Einer der 4 Studenten, die damals ihre Fähigkeiten darboten, war der junge Ziyu Liu. Er begeisterte das Publikum mit einer schier unfasslich virtuosen, souveränen Wiedergabe von „Réminiscenses a Don Juan“ von Franz Liszt; Grund genug, ihm das Klavierpodium für einen ganzen Soloabend zur Verfügung zu stellen; wegen seines spektakulären Auftritts vor 2 Jahren wird er auf unseren Wunsch hin ein reines Liszt-Programm spielen. Dieser Mann ist auf dem Weg nach oben. Erleben Sie ein Klavierwunder aus China live!
Man findet ihn auch bei Facebook und Instagram.
Gelbe Reihe
Eintritt 25 €
Freier Eintritt für Mitglieder MF, Schüler und Studenten Mit freundlicher Unterstützung der HUK-COBURG

Ein Edelstein der Pianistik: Ziyu Liu faszinierte die Coburger Musikfreunde mit technischer Perfektion und Feingefühl. Foto: Schellhorn

Der junge Klaviervirtuose Ziyu Liu gastierte mit einem virtuosen Programm bei der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg.Foto: Jochen Berger

Ein Edelstein der Pianistik: Ziyu Liu faszinierte die Coburger Musikfreunde mit technischer Perfektion und Feingefühl. Foto: Schellhorn
Coburger Tageblatt vom 08.04.2019
Lisztomania in Coburg: Hexenmeister und Poet am Flügel
Lang Lang scheint Konkurrenz aus eigenen Landen zu bekommen! Mit einem reinen Liszt-Abend gastierte Ziyu Liu in Coburg.
von Jochen Berger
Ein reiner Liszt-Abend! Der verlangt virtuose Technik bis an die Grenzen des Möglichen, Kraft und Durchhaltevermögen, aber auch Sinn für Poesie und gefühlvollen Anschlag. Alles dies und noch mehr brachte der junge Ausnahme-Pianist Ziyu Liu bei seinem Coburg-Gastspiel im HUK-Foyer mit - ein echtes Klavierwunder aus China!
Einen Großteil des pianistischen Schaffens von Franz Liszt nehmen Paraphrasen über Lieder oder Opernmelodien anderer Komponisten ein. Hiermit wollte er sich keinesfalls mit fremden Federn schmücken, sondern seiner Verehrung für jene Ausdruck verleihen und für ihre Bekanntheit zu sorgen. Drei solcher Paraphrasen hatte Ziyu Liu im ersten Teil auf dem Programm. Technisch noch relativ harmlos ging es in dem Schubert-Lied "Litanei" zu, wo zwar in jeder Strophe Steigerungen stattfanden, aber doch eine lyrische Grundstimmung vorherrschte, welcher der Pianist durch sensible Anschlagskultur und deutliches Hervorheben der Melodie Rechnung trug.
"Du meine Seele"
Schon wesentlich größere Anforderungen stellte die Schumann-Paraphrase "Widmung" ("Du meine Seele, du mein Herz", Text von Rückert), deren gewaltige Steigerungen mit überlegener Treffsicherheit bewältigt wurden. Technisch und umfangmäßig wieder eine Stufe höher waren die "Réminiscenses á Don Juan" von Wolfgang Amadeus Mozart, mit denen Ziyu Liu seinerzeit in Coburg Furore machte. Mit wahrem Feuer und Leidenschaft, brillanter Oktav- und Arpeggientechnik sowie atemberaubenden Läufen stürzte er sich in dieses pianistische Abenteuer, aus dem er abermals siegreich hervorging.
Völlig neue Wege
Eine besondere Herausforderung wartete nach der Pause noch auf den Pianisten - die h-Moll-Sonate von Liszt, die in den Jahren 1849-53 entstand. Sie gehört mit den Sonaten von Reubke und Draeseke zu dem großen Dreigestirn der deutsch-romantischen Klaviersonaten. Formal geht Liszt hier völlig neue Wege in Richtung Fantasie. Höchst beeindruckend war, wie der junge Pianist das Riesenwerk wie aus einem Guss gestaltete und sowohl die Kraft und Technik für die immensen Anforderungen mitbrachte, als auch die lyrischen Passagen mit poetischem Ausdruck gestaltete.
Wer geglaubt hatte, der Pianist wäre am Ende seiner Kräfte angelangt, wurde bei der sogenannten "Zugabe" eines Besseren belehrt.
Es folgte quasi ein dritter Konzertteil mit zunächst einem technisch noch schwierigerem Werk in Gestalt des von Ravel eigenhändig für Klavier bearbeiteten Orchesterwerks "La Valse", das mit frappierender Eleganz und pianistischer Meisterschaft dargeboten wurde, gefolgt von einer atemberaubenden Darbietung der Etüde C-Dur von Chopin.
Ziyu Liu kam, sah und siegte! Begeisterter Beifall und zahlreiche Hervorrufe für den viel versprechenden, bescheiden auftretenden jungen Künstler.
NP vom 08.04.2019
Grenzenlos virtuos
Ziyu Liu zelebriert mit Leichtigkeit das schier Unspielbare: Er schüttelt Liszt-Werke aus dem Ärmel, bevor er Ravel und Chopin den Coburger Musikfreunden als Zugabe widmet.
von Bernd Schellhorn
Coburg - Die Legende Alfred Brendel sagte, dass Pianisten heutzutage das pianistische Standard-Repertoire mit 13 Jahren komplett bewältigt haben müssten, wenn sie sich zur internationalen Spitze aufmachen wollen. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als Leistungssport - ähnliches Training, acht Stunden pro Tag am Instrument. Ohne gute Anleitung eines erfahrenen Trainers oder Professors kämpfen ab dann die meisten Parnass-Anwärter mit der Sehnenscheiden-Entzündung oder dem endgültigen körperlichen Kollaps: Die Luft wird eben oben immer dünner.
Aber: Wem die nötige körperliche Voraussetzung gegeben ist oder in den Genen liegt, der kann nun die Grenzen überschreiten. Ziyu Liu tut das wohl seit Jahren. Der sympathische junge Pianist hat bei einem Konzert der "Piano Class" seiner ehemaligen Dozentin Ewa Kupiec (Ehrenmitglied der Musikfreunde Coburg) derart Eindruck hinterlassen, dass die Musikfreunde die Karriere dieses Ausnahmetalents weiterverfolgen und natürlich fördern wollen: Hier hat man ja schon so mancher internationalen Karriere zu Schub verholfen.
Im gutbesuchten Foyer der HUK erklingt ein reines Liszt-Programm, mit dessen "Réminiscenses a Don Juan" hat das Ausnahmetalent Ziyu Liu bereits 2016 ungläubiges Staunen hervorgerufen. Neben diesem bereits damals gezauberten Opus hat er noch die "Litanei auf das Fest Allerseelen", die "Widmung" und die "Sonate h-Moll" vorbereitet. Jedes dieser Werke streift die Grenzen des Machbaren oder überschreitet sie in weiten Bereichen.
Ziyu Liu aber schüttelt sie aus dem Ärmel. Er lockt sie (natürlich auswendig!) in großartiger Konzentration präzissimo in die Finger. Alles ist parat: Die singenden Mittelstimmen umgarnt von eskapistischen Arpeggio, die Hochgeschwindigkeits-Terzstrecken aus beiden Händen, die Oktav-Kanonaden, die wuchtig-hochromantische Akkordik in Terz-Schiebung. Der Klang ist sinnig, glänzt sich in die Nuancen, geht in der Sonate an die akustischen Möglichkeiten des Steinway-Flügels: Die Saiten beben.
Ist dies nur ein Ausdruck eines brennenden jugendlichen Feuers, das in Ziyu Liu lodert? Mitnichten. Sein zartes Empfinden für die innewohnende Leidenschaft der Werke offenbart sich besonders im singenden Cantus der "Litanei" und im überströmenden Empfinden der Sanglichkeit bei der "Widmung". Gerade in diesen Werken zeigt sich eine Ahnung der künftigen Interpretationskunst des jungen Talents. Erhaben über alle technischen Grenzen leuchtet hier ein glühender Edelstein der Pianistik auf, für den neue Grenzwerte bezüglich der Virtuosität erst komponiert werden müssen.
Er könnte sich aber auch der Essenz zuwenden: Schumann, Mozart, Skrjabin und Schubert. Wir hier in Coburg werden seinen Weg zum Parnass verfolgen. Es gibt langen Applaus und zwei Zugaben. Er spielt nach dem strapaziösen Programm tatsächlich noch Ravels "La Valse" und Chopins "Etüde C-Dur". Unglaublich!